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Name des Projekts: Munter wie ein Fisch im Wasser
Träger: misch mit! und die Flüchtlingshilfe Gladenbach
Ort: Gladenbach
Zeitraum: November bis Dezember 2015

Schwimmunterricht für Menschen mit Fluchterfahrung in Gladenbach

Schwimmunterricht für Menschen mit Fluchterfahrung in Gladenbach

Ein spontaner Kopfsprung eines Nichtschwimmers ins tiefe Becken und eine beherzte Lebensrettung durch einen geistesgegenwärtigen Fitnesstrainer - später wussten die beiden Gladenbacherinnen Doro Mannshardt und Renate Ewald, was sie fortan in ihrer Freizeit tun würden: Dem 25-jährigen und anderen Menschen mit Fluchterfahrung das Schwimmen beibringen. Die pensionierte Sportlehrerin und die pensionierte Diplompädagogin waren während der Rettungsaktion im Gladenbacher Schwimmbad beim Aquajogging und sofort entschlossen. Längst schon arbeiteten sie ehrenamtlich in der Geflüchteten-Hilfe.

Die beiden Frauen sprachen mit Schulen und Bademeister*innen Zeiten ab, zu denen sie ihren Schwimmunterricht anbieten konnten, und sie organisierten über das Projekt der Sport-Coaches und über misch mit! Gelder für Eintrittskarten, Burkinis, Schwimmnudeln, Taucherbrillen und Schwimmprüfungsgebühren. „Einen Euro musste jeder Teilnehmer als Eigenanteil zuzahlen“, berichtet Renate Ewald. Das ist seit der Anfangszeit im Jahr 2016 bis heute so.

„Natürlich haben wir auch die Baderegeln erklärt“, sagt Doro Mannshardt, „und die Menschen mit Fluchterfahrung unterstützt, wenn sich für sie Fragen ergaben.“ Da waren zum Beispiel ein paar muslimische Männer, die eines Tages erklärten, dass sie im Fastenmonat Ramadan vier Wochen nicht zum Schwimmen kommen würden. Der Grund: Während der Fastenzeit dürfen sie auch kein Wasser schlucken. „Sie können ja besonders vorsichtig sein“, lautete die knappe Antwort der beiden ehrenamtlichen Schwimmtrainier*innen. Das war ein gelungener Kompromiss. Sie sind eben nah dran an den Menschen, so wie die Seniorin Doro Mannshardt mit den jungen Menschen schon auch mal auf Zeit um die Wette die Gladenbacher Riesenrutsche runterrast – und mitunter sogar gewinnt.

Beim Schwimmen ergeben sich immer wieder auch freundschaftliche Kontakte der Menschen mit Fluchterfahrung zu anderen Gladenbacher*innen, die gern mal mit Schwimmtipps unterstützen, und natürlich kommen auch Alltagsprobleme zur Sprache. Dann werden die Schwimmlehrerinnen zu Ansprechpartnerinnen für Alltagsfragen und Behördenbriefe: „Immer wieder bringen unsere Schwimmschüler*innen Briefe von Ämtern mit, um sich den Inhalt erklären zu lassen und zu erfahren, was sie tun sollten und wo sie sich hinwenden könnten“, bestätigen beide Frauen. Aber das gehört ja wohl eindeutig zum interkulturellen Schwimmunterricht dazu. (ybo)