Zum Hauptinhalt springen

Name des Projekts: Diversity an der KKS: ein Fotoprojekt gegen Vorurteile und Rassismus
Träger: Jugendliche der Käthe Kollwitz Schule (bsj Marburg)
Ort: Marburg
Zeitraum: Januar bis Dezember 2021

Vielfalt ist unsere Stärke: Ein von „misch mit!“ gefördertes Fotoprojekt an der Käthe-Kollwitz-Schule in Marburg

Um Diversität geht es in dem „misch mit!“-Projekt „Diversity an der KKS: ein Fotoprojekt gegen Vorurteile und Rassismus“. Inspiriert vom Schulmotto der Käthe-Kollwitz-Schule in Marburg „Vielfalt ist unsere Stärke“ hatten die beiden Lehrerinnen Ute Kemper und Katharina Grebe 2019 die Idee, eine Fotogalerie der Vielfalt aufzubauen, die Menschen mit ihren Vorurteilen über andere konfrontiert. Zu sehen ist auf den entstandenen Fotos beispielsweise, eine junge Frau mit Kopftuch, die ein Schild hochhält. „Ich bin eine Türkin und suche mir meinen Mann selber aus“, ist darauf zu lesen. Ein anderes Foto zeigt einen jungen Mann mit der Botschaft: „Ich sehe mich als Punk, Demokratie fetzt trotzdem.“
Bereits 2016 hatte es an der Käthe-Kollwitz-Schule in den Klassen der beiden Lehrkräfte eine ähnliche Fotoaktion gegeben. Hierbei entstanden erste Fotos mit Aussagen wie: „Ich trage ein Kopftuch, bin aber keine unterdrückte Frau“ „Ich bin Schülerin im Fachbereich Sozialwesen, bin aber trotzdem gut in Mathe“. Ein anderes Foto zeigt einen jungen Mann mit der Botschaft: „Ich bin tätowiert, aber nicht kriminell.“

„Unsere Aktion orientiert sich an einer ähnlichen Aktion der türkischstämmigen Künstlerin Esin Turan aus dem Jahr 2015“, sagt Katharina Grebe. Diese hatte unter anderem in Wien auf offener Straße Passant:innen angesprochen und veranlasst sich mit den Bildern auseinanderzusetzen, die andere von ihnen haben oder haben könnten. Über die Schüler:innenvertretung (SV) sind die beiden Lehrerinnen dann genau mit dieser Idee an die Schüler:innen der Käthe-Kollwitz-Schule herangetreten. Diese sollten sich mit vorgefassten Meinungen, Urteilen und Wertungen anderer zu ihrer eigenen Person beschäftigen, diese in einen Satz fassen und gewissermaßen nebenbei damit aufräumen.

„Ein Schulsozialarbeiter, der gern fotografiert, hat uns unterstützt“, sagt Katharina Grebe. Wer wollte, konnte zum Fototermin im SV-Raum vorbeikommen, dort ein Plakat mit seiner Botschaft gestalten und sich schließlich damit ablichten lassen. Mehr als 70 Fotos sind so seit 2019 entstanden, auch Kolleg:innen haben sich vor die Kamera gestellt und Auszubildende der Lahn-Werkstätten der Lebenshilfe, die an der Käthe-Kollwitz-Schule ihren begleitenden Berufsschulunterricht erhalten.
„Ich bin ein Arbeiterkind, habe aber trotzdem studiert“, lautet ein Statement. Eine Schülerin, die bereits drei Kinder hat, textete: „Ich bin Dreifach-Mama, kann aber trotzdem mein Fach-Abi machen.“ Ein junger Mann mit Trisomie 21 schrieb auf: „Ich bin ein ganz normaler Typ“.

„Ebenso wichtig wie die Fotoaktion waren die Gespräche, die dabei geführt wurden“, berichtet Katharina Grebe, „hier gab es viele Aha-Effekte in der Auseinandersetzung mit anderen.“

Auch über Sprache wurde diskutiert, da die Wiederholung des Vorurteils, wie z.B. „Ich bin behindert, aber nicht bescheuert!“ nicht nur der Entkräftung des Vorurteils dient, sondern es erneut nennt und damit fokussiert. Im Gegensatz dazu steht beispielsweise die Aussage „Ich bin ein ganz normaler Typ“, welche ausschließlich eine wertschätzende und vielfältige Perspektive fördert.

Dazu SV-Lehrerin Ute Kemper: „Hier stellen wir uns für die zukünftige Weiterführung des Projektes eine alternative Ausdrucksmöglichkeit vor, die die Schülerinnen und Schüler nicht in einer sich selbst ‚verteidigenden‘, sondern in einer selbstbewussten Haltung darstellt. Damit erhoffen wir uns, den wertschätzenden Blick auf unsere vielfältige Schülerschaft weiterhin zu fördern und einen anerkennenden Umgang in der Gesellschaft zu vertiefen.“

Zu sehen sind die Fotos seit der Ausstellungseröffnung im Sommer 2021 auf den Fluren der Käthe-Kollwitz-Schule und auf Roll-Ups im Eingangsbereich der Schule. (Ybo)