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Erster Kreisbeigeordneter besucht Friedensprojekt in Neustadt

"Make a wish" als Hoffnungszeichen der Demokratie

Die Schulsozialarbeiterin Anja Kühnert (bsj Marburg) ist selten sprachlos, aber als ein Schüler bezogen auf einen Austausch über den Ukraine-Krieg sagte „was soll das alles, wenn Putin den roten Knopf drückt, ist eh alles aus“, war klar, es muss etwas passieren. Schüler:innen der Beruflichen Schulen Kirchhain haben sich kurz darauf an Anja Kühnert mit der Idee einer Friedensaktion gewandt, die sie begeistert aufnahm.

Nach der japanischen Legende setzen sie sich das Ziel, dass insgesamt 1000 Papierkraniche gefaltet werden, die dann als Friedenssymbol im Landkreis aufgehängt werden. Während des Faltens habe man viel Zeit zum Nachdenken und könne über vieles sprechen, so die Legende von Sadako.

Durch die Unterstützung von „misch mit!“ (bsj Marburg) wurden im Rahmen der Aktion „make a wish“ Schulen, Initiativen und Gruppen im Landkreis angeschrieben und zum Basteln eingeladen. Interessierten wurden Papier und Anleitungen zum Falten von Papierkranichen geschickt. „3.000 Kraniche sind zurückgeflogen aus verschiedenen Standorten des Landkreises.“ Kühnert berichtet, dass sie Gruppen aus vielen verschiedenen Regionen des Landkreises beteiligt haben. 1.000 Kraniche hängen bereits in der Hessischen Erstaufnahmeeinrichtung in Neustadt, damit geflüchtete Menschen, die direkt von Krieg betroffen sind, dieses Friedenszeichen und diese Solidaritätsbekundung sehen können. Die nächsten 1.000 Kraniche und Tauben wurden nun in den Räumen des Familienzentrums in Neustadt und der Gemeinwesenarbeit Neustadt aufgehängt.

Am 28. Juni hatten der Erste Kreisbeigeordnete des Landkreises, Marian Zachow, und der Bürgermeister Neustadts, Thomas Groll, in den Büroräumen der Gemeinwesenarbeit Neustadts nun die Gelegenheit aus erster Hand von dieser Friedensaktion zu erfahren. Die Schüler:innen Stella Nau und Markus Simmer der Beruflichen Schulen Kirchhain und die Schulsozialarbeiterin Kühnert berichteten über die Entstehung der Idee, die Planung und die Umsetzung des Projekts.

Zachow bedankt sich bei den jungen engagierten Schüler:innen und würdigte das Engagement der jungen Erwachsenen als „Graswurzel-Aktion“. „Die Idee kam nicht aus der Politik, sondern von jungen Menschen, die ein Zeichen für Solidarität und Hoffnung setzen wollten. Deswegen bin ich so dankbar für diese Aktion. Der Ukrainekrieg hat uns einerseits sprachlos gemacht, gleichzeitig hat sich in manchen Medien gelegentlich eine gewisse Geschwätzigkeit breit gemacht, bei der oft zu wenig im Blick ist, wie gravierend das Leid ist, dass der Krieg über Menschen in der Ukraine aber auch für die Soldaten beider Seiten mit sich bringt. Das Kranich-Falten sorgt für einen Moment des Innehaltens, durchbricht die Sprachlosigkeit, eröffnet aber gleichzeitig Raum zum Nachdenken. Diese Aktion ist ein Hoffnungszeichen der Demokratie!“, so Zachow.

Bezogen auf den Ukraine-Krieg empfindet Groll zweierlei. Einerseits sei der Krieg nah und spürbar und gleichzeitig sei er ein Stückweit Normalität geworden. „Deswegen ist es richtig und wichtig, dass diese Aktion stattfindet. Damit werden Menschen wachgerüttelt, dass der Krieg eben nicht vorüber ist.“, so Groll. Die Kraniche erinnern daran, dass wir vor der Herausforderung stehen, wie wir hier vor Ort zusammenleben wollen. Wir stünden vor der Frage, wie wir ein Demokratieverständnis vor Ort entwickeln und aufrechterhalten können. Die Botschaft dieser Aktion bekräftigt, dass alle Akteure zusammenhalten sollten und sich gemeinsam für Demokratie und Freiheit einsetzen.

Die Geschäftsführerin des bsj Marburg, Monika Stein, hebt hervor, dass es etwas Besonderes sei, dass diese Idee in der Schule entstanden ist, wo alle Jugendlichen zusammenkommen. „Sie haben nun die Gelegenheit sich solidarisch mit den Flüchtenden aus der Ukraine zu zeigen.“, so Stein. Markus  Simmer bilanziert: „Das aus unserer schulinternen Idee eine landkreisweite Friedensaktion entsteht und heute dieses Treffen stattfindet macht Mut und zeigt, dass wir gesehen und gehört werden und etwas bewegen können.“