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Name des Projekts: Face it!
Träger: Schulsozialarbeit der Beruflichen Schulen Kirchhain
Ort: Kirchhain
Zeitraum: Januar bis September 2018

Face it: Toleranz hat viele Gesichter

Face it – nimm es hin, stell dich den Tatsachen! Und zeig dein Gesicht: Für das misch mit!-Projekt ließen sich in Kirchhain im Jahr 2018 rund 40 Schüler*innen, Lehrer*innen und Angehörige der Schulgemeinde mit Statements zu den Themen „Toleranz, Akzeptanz, Vielfalt, Gleichberechtigung“ ablichten und ihre Fotos dann später im Foyer und den Schulfluren ausstellen. Ungeschminkt. Aufrichtig. Mutig. Nur einen verfremdenden Farbfilter – einen Rot-, Lila-, Grün- oder Blauton –  zwischen den Betrachter*innen, ihrem Bild und ihrem Statement zu Vielfalt, Toleranz, Rassismus.

„MENSCH IST MENSCH,
OB MENSCHEN UNTERSCHIEDLICHER
RELIGIONEN UND WELTANSCHAUUNGEN,
MIT UND OHNE BEHINDERUNG,
JUNGE UND ÄLTERE – WIR SIND ALLE
EINZIGARTIG.“

Das misch mit!-Projekt, das an der Alfred-Wegener-Schule, den Beruflichen Schulen Kirchhain, in der AG „Schulen ohne Rassismus“ und in der AG „Ich und Du – ein soziales Experiment“ angesiedelt war, fragte in den Schulgemeinden nach, was man dort zum Thema Vielfalt zu sagen hatte, und schrieb dann mit und fotografierte. Auslöser war eine ungehaltene Bemerkung: „Haben wir hier eigentlich ein Rassismus-Problem?“, nachdem es zwischen einem türkischstämmigen und einem homosexuellen Jugendlichen gekracht hatte. „Was bedeutet für uns Vielfalt?“, wollte die Schulgemeinde daraufhin für sich klären.

„MEINER MEINUNG NACH HAT DIE
HEUTIGE GESELLSCHAFT EINE
TRENNUNG ZWISCHEN WIR UND
DIE NICHT MEHR NÖTIG.“

Einen Nachmittag lang konnten die Menschen in Kirchhain vor die Kamera treten und ihre Meinung zu Vielfalt, Toleranz, Gleichberechtigung sagen. „Die Fotos machte eine Hobbyfotografin“, sagt Schulsozialarbeiterin Anja Kühnert, die das Projekt begleitete. Ein Auszubildender eines Grafikbetriebs setzte die visuelle Gestaltung mit den Farbfiltern um.  Für Anja Kühnert war die Alltagsnähe wichtig, das unmittelbare Gefühl. „Ob Hallo oder Merhaba, mit einem Lächeln klingt alles gleich“, textete sie.

„KEIN MENSCH IST GLEICH,
ABER JEDER MENSCH HAT DEN
GLEICHEN WERT.“

Den Menschen, die sie fotografierte, riet sie dazu, ihre Statements als positive Botschaften zu formulieren. „Es geht nicht um das, was wir ablehnen, sondern um das, was wir befürworten“, betont sie. Auf diese Weise entstand ein positives Gesamtbild von Vielfalt, das Anlass zu vielen Diskussionen und mehreren Schulprojekten war: Ganze Klassenzüge konnten mal mit, mal ohne Arbeitsblätter die fertigen Portraits mit Statements sehen, tauschten sich über deren Bedeutung aus. 

„MICH INTERESSIERT WEDER
DEINE HERKUNFT, NOCH DIE
SPRACHE – WICHTIG IST, DASS
DU MENSCHLICHKEIT BESITZT.“

„Für einige Schüler*innen war es auch aufregend, mit ihrer Meinung so öffentlich ausgestellt zu werden“, berichtet Anja Kühnert, „und dann zu erleben, wie es ist, wenn man mit dieser Meinung verknüpft wird, wenn man dazu stehen muss“. So lernt man Zivilcourage. Als misch mit!-Projekt gab Face it in Kirchhain schließlich den Anstoß zu einer ähnlichen Fotoaktion im Jahr 2018 an der Käthe-Kollwitz-Schule in Marburg. „Hier ging die Aktion dann mit 120 Teilnehmer*innen regelrecht durch die Decke“, erinnert sich die Schulsozialarbeiterin.  (ybo)