Zum Hauptinhalt springen

Name des Projekts: „Gemeinsam in und für Europa“ – das schützende Dach Europa in Cölbe und Koscierzyna
Träger: Partnerschaftsverein Cölbe-Koscierzyna e.V.
Ort: Cölbe
Zeitraum: Juli - Oktober 2021

„Gemeinsam in und für Europa“ – das schützende Dach Europa in Cölbe und Koscierzyna

Aga Sauerwald vom Partnerschaftsverein Cölbe-Koscierzyna e.V. machte deutlich, dass dieses regionale Werben für Demokratie auch eine europäische Dimension hat. Sie präsentierte anlässlich der 30-jährigen Städtepartnerschaft das Graffiti-Projekt „Gemeinsam in und für Europa“. Entstanden ist an einer Mauer in Cölbe das gesprayte Gemälde eines jungen Paares, das Arm in Arm unter dem schützenden Dach Europas – zwischen Regenschirm mit EU-Sternchen und Blätterwald – wandelt.

Für Aga Sauerwald hat dieses Bild eine sehr persönliche Bedeutung, zeigt es doch die gesprayte und verfremdete Version eines mehr als 30 Jahre alten Fotos von ihrem Mann, der aus Cölbe stammt, und von ihr selbst, die aus Koscierzyna kommt. Die beiden hatten sich damals über einen Jugendaustausch der Partnerstädte kennengelernt. Als Vorsitzende des Partnerschaftsvereins organisiert Aga Sauerwald heute Feste – wie zum Andreastag im November, sie sammelt Spenden und packt Päckchen, um sie an Weihnachten in ihrer Heimatstadt an Kinder- und Behindertenheime sowie Sozialzentren zu verteilen. Und sie hat sich der Aufgabe verschrieben, politisches Bewusstsein auf beiden Seiten der europäischen Partner zu schaffen.

So hat sie auch das Projekt „Gemeinsam in und für Europa“ angestoßen, das 10 Jugendliche mit polnischer Migrationsgeschichte im Jahr 2021 mit Bürgermeister Jens Ried und dem Vorstand der mittelhessischen 7000-Einwohner-Gemeinde Cölbe in einem Workshop ausgehandelt und schließlich gemeinsam mit dem polnischen Graffiti-Künstler Pawel Bruski umgesetzt haben. „Wir mussten erstmal eine geeignete Mauer für das Sprühgemälde finden“, berichtet Sauerwald, „und als wir die am Wasserhochbehälter dann gefunden hatten, stellte sich die dicke Moosschicht darauf als fast unüberwindbares Hindernis heraus.“ Am Ende half sogar die Feuerwehr dabei, Moos abzukratzen.

Pawel Bruski, der in seiner Heimatstadt Koscierzyna für seine großflächigen Mauergemälde bekannt ist, hat das Europa-Paar dann aus der Hand auf die vorgrundierte Wand gesprayt. Die Jugendlichen dagegen bearbeiteten vor allem den Blätterwald und die Gräser. „Das Sprayen sah bei Pawel Bruski zwar beeindruckend einfach aus, war es aber nicht“, sagt Sauerwald, die sich selbst auch mehr oder weniger erfolgreich an der Sprühdose versuchte. Mit den Jugendlichen kommunizierte der Künstler auf Polnisch und Englisch, er brachte ihnen das Konzept der Street-Art in der Theorie näher, und zeigte ihnen, wie man mit der Dose in der Hand improvisiert. „Da waren auch zwei Jugendliche mit einem richtigen Händchen für Graffiti dabei.“

„Jugendliche mit polnischer Migrationsgeschichte trauen sich hier oft nicht, gesellschaftlich und politisch aktiv zu werden“, sagt Sauerwald, „aber das Feedback auf das Graffiti war toll und die Jugendlichen waren erstaunt, wie leicht es sein kann, über die ästhetische Gestaltung des Lebensumfelds gesellschaftlich mitzumischen.“ Jens Ried, dem Bürgermeister der Gemeinde, war es im Gespräch mit den Jugendlichen deshalb nicht nur wichtig, mit ihnen über ihre konkreten Wünsche für die Zukunft zu sprechen – ein Basketballfeld etwa –, sondern er wollte ihren Blick auch gezielt auf die politischen Beteiligungsmöglichkeiten lenken. (ybo)