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Name des Projekts: Refugee Guide
Träger: Diakonisches Werk Marburg e.V.
Ort: Marburg
Zeitraum: März bis September 2016

Refugee Guide – Was geht hier, und das mit wenig Geld?

Als im Jahr 2015 immer mehr Geflüchtete auch nach Hessen und Marburg kamen, entwickelte der damalige Leiter des Diakonischen Werks, Pfarrer Ulrich Kling-Böhm, zusammen mit Vertreter*innen des Landkreises die Idee zur Veröffentlichung einer mehrsprachigen Broschüre, die einen Überblick über Hilfsangebote für Migrant*innen schaffen sollte. Ziel des „Refugee Guide“ war es, das Marburger Helfer*innen-Netzwerk zu entlasten und die Verständigung mit den Geflüchteten zu verbessern. Denn diese verstanden anfangs oft nur ihre Muttersprache. „Es war uns ein Anliegen, die Kommunikation mit den Menschen für Ämter und ehrenamtliche Helfer einfacher zu machen“, sagt der Theologe, „wir wollten die Ressourcen der geflüchteten Menschen stärken, sodass sie selbstständig ihre Bedarfe anmelden konnten“.

Das Diakonische Werk hatte bereits damals lange Erfahrungen in der Sozialberatung und in der Unterstützung Geflüchteter vorzuweisen. Auch eine Broschüre für Menschen in finanziellen Nöten war vorhanden – „Was geht mit wenig Geld“. Vieles darin traf aber auf die Bedarfe der Geflüchteten nicht zu. Die Entwicklung einer neuen Broschüre übertrug Ulrich Kling-Böhm dem kanadischen Studierenden Adam Ruebsaat-Trott, den er als ehrenamtlichen Helfer kennengelernt hatte.

„Ruebsaat-Trott hatte selbst einen Migrationshintergrund, war als Studierender bestens vernetzt und hatte viel Kontakt zu Geflüchteten“, berichtet Kling-Böhm. Der kanadische Student stellte im Gespräch mit Migrant*innen die Themen der Broschüre zusammen, fertigte die Übersetzung ins Englische selbst an, vergab die Übersetzungen ins Arabische, Dari und Tigrinya an muttersprachliche Studierende und organisierte den Druck – zwischen 1000 und 1500 Exemplaren pro Sprache.

Neben wichtigen Adressen – von Ämtern, Ärzt*innen und Schulen etwa - enthält der 24seitige Refugee Guide unter anderem kulturelle Informationen: Unter A wie Alltag erfährt man so auch, dass Deutsche ihre aus Sicht mancher Migrant*innen verstörende Direktheit in der Regel nicht böse meinen. Man kann sich zudem über den Ablauf eines Asylverfahrens kundig machen und erhält weiterführende Informationen darüber, wohin man sich wenden kann, wenn die Abschiebung droht oder die Familienzusammenführung geplant ist. Hier ergreift der Refugee Guide klar Partei - für den Schutz der Migrant*innen und ihrer Familien. Auch Themen wie interkulturelle Konflikte, Rassismus, häusliche Gewalt, Vergewaltigung und Frauenschutz werden angesprochen.

„Um Beratungen noch einfacher zu machen, sollten die Broschüren in allen Sprachen so angelegt sein, dass Informationen jeweils an der gleichen Stelle positioniert waren, was allerdings bei den unterschiedlichen Schriften und Schreibrichtungen gar nicht so einfach umzusetzen war“, erinnert sich Ulrich Kling-Böhm. Schließlich wurde die Broschüre über Netzwerk, über einschlägige Behörden wie das Kreisjobcenter und das Ausländeramt oder auch über die Islamische Gemeinde verteilt. Der Renner war dabei – kein Wunder angesichts des Kriegs in Syrien – die arabische Ausgabe, die mehrfach nachgedruckt werden musste. (ybo)