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Name des Projekts: Jugendprojekt: Walk of Future
Träger: Junge Entwicklung Fördern e.V.
Ort: Cölbe
Zeitraum: September bis Dezember 2020

„Walk of future“ – die Gemeinde Cölbe sucht ihren Weg in die Zukunft

Welcher Weg führt unser Dorf in die Zukunft? – Diese Frage stellten sich sechs Jugendliche der mittelhessischen Gemeinde Cölbe im Herbst 2020 mit Hilfe des Jugendhilfevereins „Junge Entwicklung fördern“ (JEF) und des Elisabethvereins Marburg in dem „misch mit!“-Projekt „Walk of Future“. „Zunächst einmal mussten die Jugendlichen sich überlegen, welche Themen sie mit Blick auf ihre Zukunft besonders wichtig fanden“, berichtet Lena Reschke, die für JEF als freiberufliche Bildungsreferentin tätig ist und die jungen Frauen und Männer bei der Themenfindung begleitet hat. „Wir haben ein Brainstorming gemacht und per Videokonferenz eine Traumreise zum Thema angeleitet“, so Reschke. Einige Jugendliche sprach das Zukunftsthema direkt an.

„Das Umweltthema ist mir wichtig, vor allem wenn es um die Umsetzung im Alltag geht“, sagt die Abiturientin Rosa Tent aus Cölbe, „ich beschäftige mich seit vielen Jahren mit Umwelt- und Tierschutz und lebe aktuell vegan.“ Für sie gehört dazu auch, dass man mit Gemeindeunterstützung Fahrgemeinschaften bilden und Einkäufe untereinander absprechen kann, sodass nicht jede*r nur wegen ein paar Eiern mit dem Auto losfahren muss. „Ich habe direkt an die Mobilität gedacht“, sagt dagegen Charlotte List. Sie wohnt im Ortsteil Reddehausen, den sie nach 20 Uhr nicht mehr mit dem Bus, sondern nur noch mit dem AST Sammeltaxi erreichen kann. Aber auch das Sammeltaxi ist mitunter ausgebucht, wenn eine Veranstaltung für jüngere Menschen in Marburg stattfindet. „Für die Zukunft von Cölbe ist es einfach wichtig, auf die Bedürfnisse junger Menschen einzugehen“, sagt die Oberstufenschülerin.

Insgesamt formulierten die Jugendlichen 15 Fragen zur Zukunftsgestaltung, die sie auf selbst gesägten, verschraubten und bemalten Schildern an die knapp 7000 Einwohner*innen der Gemeinde richteten. „Wie stellst du dir das Zusammenleben in der Gemeinde in Zukunft vor? Von wo willst du zukünftig deine Energie beziehen? Und von wo dein Obst und Gemüse? Wie willst du in Zukunft arbeiten? Wie willst du in 30 Jahren nach Marburg und in die Stadtteile kommen?“ – so lauteten einige der „Walk of Future“-Fragen zu den größeren Themengebieten, Demokratie, Ökonomie, Konsum, Mobilität, Nachhaltigkeit.

Die Gemeindebewohner*innen konnten ihre Antworten mit dicken Stiften direkt auf die Tafeln schreiben, die von den Jugendlichen in den fünf Ortsteilen aufgestellt und nach einiger Zeit ausgetauscht wurden, so dass alle Tafeln in jedem Ortsteil für einige Zeit fußläufig erreichbar waren. „Der wichtigste Standort war dabei natürlich der Bahnhof“, so Lena Reschke, „denn der ist vor allem durch die Pendler*innen in die Region stark frequentiert.“ Die Antworten der Cölber*innen wurden regelmäßig eingesammelt und ausgewertet, immer wieder wurden die Tafeln überstrichen, um Platz für neue Antworten zu schaffen.
Schließlich konfrontierten die beiden Oberstufenschüler*innen Robin Adelhelm und Anna Hanewinkel den Bürgermeister der Gemeinde, Jens Ried, Mitte Februar 2021 in einem vom Cölber Radio ausgestrahlten öffentlichen Podcast mit den Ergebnissen des „Walk of Future“. Deutlich wurde dabei, dass sich die Cölber*innen eine Stärkung des Dorflebens wünschen, einen weiteren Schritt in Richtung Share-Ökonomie, bessere und ökologischere Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, mehr bezahlbaren Wohnraum und Platz für Mehrgenerationenhäuser und vor allem eine Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs und der Radwege in die Region. Der barrierefreie Umbau des Bahnhofs stellte sich dabei mit großem Abstand als das wichtigste Zukunftsthema für die Menschen in Cölbe heraus. „Wir hoffen jetzt, dass der Bürgermeister von Cölbe unsere Ergebnisse als Anregung für zukunftsweisende Veränderungen auffasst und umsetzt“, sagt Lena Reschke. (Ybo)